Eine Ikonenwand als Blickfang. Ein neues Buch erzählt die Geschichte der Russischen Kirche und ihrer aufwendigen Restaurierung

© Mathias Orbeck, Leipziger Volkszeitung, 7.April 2021. „Schon aus der Ferne ist die Turmkirche mit ihrem weißen Gemäuer und der goldenen Zwiebel-Kuppel beeindruckend: Von der Schönheit Russlands zeugt die Gedächtnskirche, die an die im Befreiungskampf gegen Napoleon auf den Feldern der Völkerschlacht bei leipzig gestorbenen russischen Soldaten erinnern soll. 1913 – 100 Jahre nach der Völkerschlacht – konnte die Kirche an der Ecke Philipp-Rosenthal-Straße 51a / Semmelweisstraße eingeweiht werden. Ebenso wie das Völkerschlachtdenkmal selbst.

Sie ist aber auch ein Kulturdenkmal, das Touristen anzieht. Wer in das Gotteshaus hineinschaut, dürfte vor allem von der Ikonenwand beeindruckt sein, die russische und deutsche Fachleute aufwändig restaurierten.

In einem reich bebilderten Buch, dessen Texte von einem Autorenkollektiv in deutscher und russischer Sprache verfasst sind, widmet sich der Passage-Verlag nun ihrer Bau- und Entstehungsgeschichte. Aber auch der Restaurierung, an der die Stadt Leipzig umfangreich beteiligt war. Leipzig hatte einst bereits die 2500 Quadratmeter Bauland spendiert damit das Gotteshaus entstehen und die etwa 22000 gefallenen russischen Soldaten ihr Denkmal erhalten konnten, Ihrem Schicksal bei der Völkerschlacht ist ebenfalls ein Kapitel gewidmet.

Entworfen hat da Gotteshaus Wladimir Alexandrowitsch Pokrowki (1871-1931), dessen Bauwerke sich hauptsächlich in Sankt-Petersburg, Nischni Nowgorod und Moskau befinden, ihr Prototyp ist die Christi-Himmelfahrts-Kirche, etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt im grünen Gürtel von Moskau in einem Dorf gelegen.

Pokrowski hat ebenfalls einen Pavillon für die Internationale Ausstellung für Druckgewerbe und Grafik in Leipzig 1914 kreiert. Im Buck sind verschiedene Zeichnungen sowie historische Bilder von der Weihung der Kirche abgebildet.

Zarentor ist 18 Meter hoch

In ihrem Innenraum befindet sich das sogenannte Zarnntor, das ein Symbol für den Eingang ins Himmelreich ist. Die 18 Meter hohe Ikonostase, ein Geschenk der Donkosaken zur Einweihung, ist ein Meisterwerk und gut als eine der grölten außerhalb Russlands.

Eine Ikonostase ist eine mit mehreren Ikonen geschmückte Wand mit drei Tüten die das innere Kirchenschiff vom Altarraum trenn.

Alexej Tomjuk, der Priester, beschreibt zudem, wie die Restaurierung der Ikonenwand, die verblasst und an vielen Stellen gerissen war, in den Jahren 2016 bis 2018 gelang. Bis heute wird die Kirche durch die russisch-orthodoxe Gemeinde Leipzigs genutzt. Diese Glaubensrichtung wird in Leipzig übrigens 1744 erstmals erwähnt – sie gilt aber als älter. Russen und Griechen haben sich hier niedergelassen. Vermutet wird sogar, dass sich in Leipzig die erste orthodoxe Gemeinde auf deutschem Boden gründete. Zur Regierungszeit Katharina II. wurde in der Messestadt ein russisches Konsulat eröffnet, das russische Händler und Studenten betreute.“

März 2021. Aus dem Leben der Gedächtniskirche

14. März 2021. Online-Gespräch „Viten der Heiligen. Russische Heiligen“.

Am Sonntag, dem 14. März, fand in der Gedächtniskirche eine Online-Gesprächsrunde statt, zum Thema „Viten der Heiligen. Russische Heiligen“. Auf der Online-Treffen sprach der Erzpriester A.Tomjuk über die Heiligen des russisch-orthodoxen Volkes, den Asketen, Gründern von Klöstern, den Heiligen unter den Fürsten und einfachen Menschen. Unter anderen, wurde über den Ehrw. Sergij von Radonezh, den Fürsten Feodor den Schwarzen berichtet. Der Redner sprach auch über den Einfluss der russischen Autoren des Altertums und ihren Schriftwerke auf das russische Leben. Er betonte die besondere Bedeutung der Büchern über dem Leben und Werk christlicher Asketen (sog. Heiligenviten), sowie der Würdigung von Heiligkeit und Heiligen in der Geschichte des Heiligen Rusˈ, vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Zum Schluss bemerkte der Priester den entscheidenden Einfluss des orthodoxen Glaubens in der russischen Geschichte, Kunst und Kultur, für die familiären und das tagtäglichen Leben des russischen Volkes.

Seit 2020 sind finden die Gespräche der Sonntagsschulklassen für Mitglieder der Gemeinde Leipziger Gedächtniskirche ausschließlich online. Für die Teilnahme an der Bibelstunde melden Sie sich bitte bei Herrn Tolmachev an.   

20. März 2021. Kinderliturgie in der Gedächtniskirche.

Am Samstag, dem 20. März, wurde in der Gedächtniskirche wieder eine Liturgie für die Kinder der Sonntagsschule samt ihren Eltern in der unteren Kirche aufgeführt. Das Bußsakrament fand vor dem Beginn der Liturgie, während der Lesung der Stundengebete, statt. Da der Tag zu der 1. Woche der Großen Fastenzeit fiel, bereitete der Priester anstelle einer Predigt für die Kinder eine Präsentation über eine Ikone „Die Große Fastenzeit“ vor. Die Ikone enthält die Heiligenbilder bzw. die Szenen, die sich dieser ganz besonderen Zeit in dem Kirchenjahr widmen. 

24. März 2021. Erscheinung eines neuen Buches: „Russischen Kirche in Leipzig“

Im März 2021 publizierte der Leipziger Verlag “Passage-Verlag” das Buch “Russische Kirche in Leipzig”. Die Publikation berichtet über den Bau und das Schicksal eines markanten russischen Denkmals mit zahlreichen Abbildungen von Ikonen und Akten. Die besondere Aufmerksamkeit wird den fast vergessenen Namen den Künstler und Meister sowie der großen kulturhistorischen Bedeutung geschenkt. Das Buch erscheint in russischer und deutscher Sprache zugleich.

Das Buch wird von Sergei E. Tscheremin, Minister der Moskauer Regierung, welche die Restaurierung des majestätischen Baus mitfinanzierte, mit einem Vorwort eingeleitet. Darin wünscht er sich, dass die neue Publikation sowohl den Landsleuten wie auch deutschen Freunden zugunsten der Erhaltung der wohl berühmtesten russischen Gedächtniskirche in Deutschland den Wert der russischen Kunst nahe bringt. Das Buch wurde vom Autorenkollektiv mit Shanna G. Belik, Viktoria N. Derzhavina, Tatjana W. Iwanowa und Alexei G. Tomjuk verfasst und kann in städtischen Buchläden bzw. online erworben werden.