Die erste Stätte im deutschen Sprachraum, an der regelmäßig orthodoxe Gottesdienste gefeiert worden sind, lag außerhalb des Territoriums des damaligen Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Es war Königsberg, die Hauptstadt des Herzogtums Preußen, das heutige Kaliningrad, wo seit 1655 russische orthodoxe Gottesdienste stattfanden. Bald wurden dann auch an anderen Orten orthodoxe Kirchen eingerichtet, so 1718 in Berlin, als Zar Peter I. dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. eine Gruppe von 55 russischen Grenadieren für dessen Paradetruppe der “Langen Kerls” überließ.
Nachdem Breslau unter preußische Herrschaft gekommen war, gewährte König Friedrich II. im Jahr 1750 den dort lebenden “Kaufleuten aus der Ukraine, russischer Nation”, “dass sie ihren Gottesdienst nach den Gebräuchen und Gewohnheiten der morgenländischen Kirche in einem zu solchem Behufe daselbst zu mietenden Hause einrichten und frei und ungehindert exerzieren und mit einem Priester und anderen benötigten Kirchenbedienten versehen mögen.”
In den Beginn des 19. Jahrhunderts fällt die Entstehung der ältesten heute noch bestehenden russischen Gemeinde auf deutschem Boden. Es handelte sich dabei ursprünglich um eine Gruppe von 62 russischen Soldaten, die Zar Alexander 1. 1813 seinem Verbündeten im Kampf gegen Napoleon, dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. als Grundstock eines russischen Militärchores geschenkt hatte. Für sie errichtete der preußische König 1826 eine eigene Siedlung mit Holzhäusern im russischen Stil, die Kolonie “Alexandrowka” bei Potsdam. Dort wurde auch eine Kirche zu Ehren des Heiligen Alexander von der Newa erbaut, die im September 1829 geweiht wurde.
In den nächsten Jahrzehnten wurden dann immer mehr russische orthodoxe Kirchen in Deutschland errichtet. Teilweise handelte es sich um Grabkirchen in Deutschland verstorbener orthodoxer Persönlichkeiten fürstlichen Standes, wie etwa bei der Kirche auf dem Rotenberg bei Untertürkheim in Württemberg, der 1861 erbauten “Griechischen Kapelle” auf dem Neroberg in der damaligen hessen-nassauischen Residenzstadt Wiesbaden und dem 1862 geweihten Gotteshaus in Weimar, die alle Mausoleen für in Deutschland verstorbene russische Großfürstinnen darstellen. Andere Kirchen dienten den russischen Gesandtschaften für ihre Gottesdienste, beispielsweise in Berlin in der Russischen Botschaft Unter den Linden, in Dresden (erbaut 1874) und in Stuttgart (erbaut 1895). Wieder andere wurden in Kurorten errichtet, in denen zahlreiche russische, aber auch reiche rumänische, bulgarische und griechische Gäste erwartet wurden. So entstanden in Preußen die Kirchen in Bad Ems (1876) und Bad Homburg vor der Höhe (1899), im Großherzogtum Baden in Baden-Baden (1882), im Königreich Bayern in Bad Kissingen (1901) und Bad Brückenau (1908) und im Großherzogtum Hessen in Bad Nauheim (1907).Die Errichtung wieder anderer orthodoxer Gottesdienststätten hing mit dynastischen Verbindungen zwischen dem russischen Zaren und deutschen Fürstengeschlechtern zusammen. Diese befanden sich daher auch zumeist in Schlössern, wie in Schwerin und Karlsruhe, jede in deren Nähe wie in Darmstadt, wo die 1899 erbaute kleine Kirche auf der Margarethenhöhe ein Geschenk des Großherzogs Ernst Ludwig an seinen Schwager, Zar Nikolaus II. und seine Schwestern, die russische Zarin Alexandra und die Großfürstin Elisaweta Fjodorowna, darstellt.
Obwohl die orthodoxen Gemeinden bei den meisten der genannten Kirchen nur sehr klein waren und selten mehr als einige Dutzend Mitglieder zählten, wirkten doch etliche bedeutende Persönlichkeiten zeitweilig als Geistliche in Deutschland, wie beispielsweise der Protopresviter Ioann Janyschew (1826 bis 1910), in den Jahren 1866 bis 1883 Rektor der St. Petersburger Geistlichen Akademie und von 1883 bis 1910 Spiritual der Zarenfamilie, oder der langjährige Berliner Gesandschaftsgeistliche Probst Erzpriester Alexi von Maltzew (1854 bis 1916). Dieser hat eine bis heute in Hinblick auf Vollständigkeit und praktische Anordnung unübertroffene vielbändige Ausgabe der liturgischen Texte der Orthodoxen Kirche in deutscher Sprache, oft mit russisch-kirchenslawischem Paralltext, herausgegeben und somit die Basis für die Feier des russisch-orthodoxen Gottesdienstes in deutscher Sprache gelegt.