Die 2 Weltkriege

Die Aufbauarbeit Probst von Maltzews, der sogar den Rektorstuhl der St. Petersburger Akademie und den Bischofssitz von Nordamerika ausgeschlagen hatte, um in Deutschland bleiben zu können, wie auch anderer russischer Geistlicher wurde durch die Kriegserklärung des Deutschen Reiches an Russland vom 1. August 1914 abrupt unterbrochen. Während der Kriegsjahre kam das russische Gemeindeleben in Deutschland dann allenthalben zum Erliegen.

Demgegenüber stieg nach der Oktoberrevolution in Russland und der Machtergreifung der Bolschewisten beziehungsweise durch den nachfolgenden Bürgerkrieg die Zahl der Emigranten aus dem ehemaligen Russischen Reich in kürzester Zeit rapide an. So verzeichnete der Völkerbund 1923 rund 600 000 Emigranten aus dem ehemaligen Russischen Reich in Deutschland. Diese lebten allerdings meist an Orten oder in Gegenden, die mit orthodoxen Kirchen unterversorgt waren: Nicht die feudalen Kurorte der Vorkriegszeit vermochten die verarmten Emigranten zu beherbergen, sondern die Elendsviertel der Großstädte. Infolge der instabilen Wirtschaftslage verringerte sich zwar die Zahl der russischen Flüchtlinge im Deutschen Reich bald schon wieder, und bereits Mitte der Zwanziger Jahre zogen viele der russischen Emigranten weiter nach Frankreich, in die Tschechoslowakei, in die USA oder nach Südamerika. Eine nicht unerhebliche Anzahl russischer Flüchtlinge blieb jedoch, so dass durchaus an etlichen Orten ein Bedarf an der Gründung neuer orthodoxer Gemeinden bestand. Die meisten Emigranten waren aber viel zu arm, um sich neue eigene Kirchenbauten leisten oder auch nur den Unterhalt von angemieteten Räumen in repräsentativen Gebäuden und die Bezahlung der Geistlichen gewährleisten zu können. So existierten vor dem Zweiten Weltkrieg im Wesentlichen noch die gleichen Kirchenbauten wie vor dem Ersten. Lediglich in München, Augsburg, Breslau, Hannover-Linden und Danzig wurden russische orthodoxe Gemeinden gegründet, die jedoch über keine eigenen Kirchengebäude verfügten.

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