In Europa tauchten russische Kirchen im 17. Jahrhundert auf, und seitdem ist ihre Zahl mit zunehmenden diplomatischen, Handels- und Kulturellen Beziehungen Russlands zu den Ländern Europas unaufhörlich gewachsen. Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts wurde die erste russische Kirche in Konstantinopel gebaut; später entstanden in dieser Stadt und ihrer Umgebung weitere fünf russische orthodoxe Kirchen. In Finnland bis 1919 unterstand eine Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche. Nachdem Finnland ein selbständiger Staat geworden war, trat die Finnische Orthodoxe Kirche unter die Jurisdiktion des Patriarchats von Konstantinopel. Im Jahre 1957 hat die Russische Orthodoxe Kirche diese Jurisdiktion anerkannt.
Somit hat die Russische Orthodoxe Kirche gegenwärtig im Ausland eine Anzahl von Gemeinden, die teilweise mit der Zeit in die Jurisdiktion anderer orthodoxen Landeskirchen übergingen, teilweise eine selbständige, Verwaltung bekamen. Die meisten gedeihen unter der geistigen Führung der Russischen Orthodoxen Kirche. Einige jedoch stehen noch immer außerhalb der Mutterkirche.
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Im Jahre 1920 entstand für die kanonische Gestaltung des Lebens der Russischen Kirche im Ausland ein Hindernis: Die so genannte “Oberste Russische Kirchenverwaltung im Ausland”. Eine Gruppe emigrierter Bischöfe, die der Russischen Orthodoxen Kirche und dem russischen Volk feindselig gegenüberstand, hatte sie eigenmächtig gebildet. Die Russische Orthodoxe Kirche in Person des Hochheiligen Patriarchen Tichon verurteilte das politische Treiben der “Verwaltung”, aber diese fügte sich dem Beschluss der obersten Kirchenbehörde nicht und führte eine Spaltung herbei, die nach der Stadt Karlowitz (Sremski Karlovic in Jugoslawien) benannt wurde; Diese Stadt war der Schauplatz des “Konzils”, das der von der Mutterkirche abgefallene Teil der russischen Geistlichkeit von Oktober bis Dezember 1921 abhielt.
Obwohl es der eigenmächtigen Kirchenverwaltung gelang, die kanonische Gestaltung eines Teils der russischen Kirchengemeinden im Ausland zu desorganisieren, blieben dennoch viele von ihnen der Mutter-Kirche treu. Dank ihren Bemühungen um die Vereinigung kehrten nach dem Jahre 1945 viele russische orthodoxe Geistliche und Gläubige in den Schoß der Russischen Orthodoxen Kirche zurück. Großes Gewicht kam hierbei den Appellen des Hochheiligen Patriarchen Alexij I. und weitere Appelle.